Virtuelles Home Staging: Die Zukunft im Home Staging?

Immer mehr Immobilienmakler oder Immobilieninvestoren setzen auf den Einsatz von  virtuellem Home Staging. Die Kosten für ein solches virtuelles Home Staging sind im Vergleich zu einem herkömmlichen Home Staging deutlich geringer. 

Natürlich stellt sich die Frage, ob die virtuelle Zimmereinrichtung die Zukunft gehört? Und ob es eventuell sogar den Beruf des Home Stager:in ersetzen wird?

Meine persönliche Meinung: Nein! Ich zeige dir, warum ich das denke und wir schauen uns auch an, ob es für dich als Home Stager:in eventuell Sinn ergeben könnte, selbst ein virtuelles Home Staging zu erstellen und als Dienstleistung anzubieten.

 

Virtuelles Home Staging: Eine kleine Einführung

Beginnen wir aber erst einmal damit, was virtuelles Home Staging überhaupt ist. 

Beim virtuellen Home Staging handelt es sich um einen Prozess, bei dem digitale Technologien eingesetzt werden, um Immobilienbilder oder -videos zu bearbeiten und zu verbessern. Ziel ist es, die Vorstellungskraft von Interessent:innen anzuregen, sodass sich potenzielle Käufer:innen oder Mieter:innen ein besseres Bild davon machen können, wie ein Raum in Zukunft aussehen könnte. Es ermöglicht also, leere oder unaufgeräumte Räume virtuell mit Möbeln, Dekoration und anderen Einrichtungsgegenständen auszustatten, um eine attraktivere Präsentation der Immobilie zu schaffen. 

Bei der Erstellung eines virtuellen Home Stagings gibt es meines Wissens nach 2 Varianten. 

1. Entweder wird ein Foto des bestehenden Raumes angefertigt und es werden Möbel wegretuschiert oder hinzugefügt, Wand- oder Bodenbeläge verändert und weitere Anpassungen vorgenommen
2. Oder die Räume werden 1zu1 virtuell nachgebildet und eingerichtet, inklusive Wandfarben, Möbeln und Dekoration

Virtuelles Staging für Immobilien wird häufig bei Neubauprojekten oder umfangreichen Renovierungen einer Immobilie eingesetzt, um einen besseren Eindruck des Endergebnisses präsentieren zu können. So können auch vor der Umsetzung einfacher Änderungen vorgenommen und das Endergebnis an die Wünsche und Vorstellungen der Käufer:innen angepasst werden. 

Ich sehe aber immer öfter, dass virtuelles Home Staging auch beim Verkauf einer Bestandsimmobilie eingesetzt wird. Das hat für mich persönlich nicht nur Vorteile, aber dazu gleich mehr.

 

Virtuelles Home Staging: Wie es funktioniert

Nachdem Du nun weißt, was virtuelles Home Staging ist, stellst Du Dir vielleicht die Frage, wie es in der Praxis genau funktioniert?

Zunächst werden qualitativ hochwertige Fotos oder Videos von leerstehenden oder unzureichend eingerichteten Räumen einer Immobilie erstellt. Alternativ kann ein Raum auch anhand der Baupläne virtuell rekonstruiert werden, was häufig bei Neubauprojekten der Fall ist. 

Im nächsten Schritt können die vorhandenen Möbel retuschiert oder die Ausstattung der Wände oder Böden verändert werden. Und schon kann es an die digitale Einrichtung gehen.

Im Idealfall wird ein Einrichtungsstil verwendet, der zur Immobilie und zur Zielgruppe passt. Möbel und Dekorationen werden aus einer 3D-Bibliothek entnommen und in die leeren Räume eingefügt. Damit das Ergebnis realistisch wirkt, müssen Größen, Perspektiven und nicht zuletzt die Beleuchtung angepasst werden. 

Ziel der virtuellen Einrichtung von Immobilien ist es, ein möglichst realistisches Bild oder Video eines Raumes zu erstellen. Dies kann dann beim Immobilienverkauf oder bei der Vermietung auf Webseiten, in Broschüren oder im direkten Gespräch mit potenziellen Käufer:innen oder Mieter:innen verwendet werden, damit diese einen besseren Eindruck von der Immobilie vermittelt bekommen.

 

Virtuelles Home Staging: Seine Vor- und Nachteile

Ein virtuelles Home Staging hat seine Vorteile, aber auch seine Nachteile. 

Wichtig bei der Beurteilung ist, wann und zu welchem Zweck virtuelles Home Staging eingesetzt wird. 

Ich beziehe mich bei meiner Bewertung vor allem auf das virtuelle Home Staging von bestehenden Immobilien, die zum Verkauf stehen und bei denen das Home Staging dazu dient, die Interessent:innen von der Immobilie zu überzeugen und den Verkauf positiv zu beeinflussen.

Virtuelles Home Staging: Vorteil Kosten

Der größte und offensichtlichste Vorteil des virtuellen Home Stagings sind die geringen Kosten. Es müssen keine Möbel oder Dekoration gekauft werden und es fallen keine Lager- oder Transportkosten an. Dadurch wird das Budget erheblich entlastet.

Virtuelles Home Staging: Vorteil Flexibilität

Ein weiterer Vorteil liegt in der Flexibilität des virtuellen Home Staging. Verschiedene Einrichtungsstile können ohne großen Aufwand ausprobiert werden. Außerdem können verschiedene Möbel und Dekorationen getestet werden und Änderungen, falls etwas nicht passt oder nicht gefällt, können leicht vorgenommen werden. Und auch individuelle Wünsche von Interessent:innen können direkt angepasst werden, was bei einem normalen Home Staging so nicht möglich ist.

Virtuelles Home Staging: Vorteil Machbarkeit

Der dritte Vorteil des virtuellen Home Stagings liegt in der Machbarkeit. Denn es kann auch bei Projekten eingesetzt werden, bei denen ein reales Home Staging noch nicht durchgeführt werden kann. Dies ist z.B. bei Neubauprojekten vor Fertigstellung der Fall oder auch bei nicht ausgebauten Bereichen einer Immobilie.

Virtuelles Home Staging: Nachteil Enttäuschung vor Ort

Der erste und auch sehr entscheidende Nachteil eines virtuellen Home Stagings ist für mich die Enttäuschung vor Ort. Das Ergebnis eines Home Stagings ist nicht nur ein schönes Bild für den Einsatz auf Immoscout & Co, sondern es geht auch darum, Gefühle bei den Interessent:innen zu wecken. Diese positiven Gefühle sollen vor allem bei der Besichtigung geweckt werden, was ein virtuelles Home Staging nicht leisten kann. 

Ein virtuelles Staging für Immobilien kann helfen, die Zahl der Interessent:innen positiv zu beeinflussen, aber spätestens bei der Besichtigung der Immobilie erfolgt dann die Ernüchterung und oft sogar Enttäuschung. Denn nichts sieht so aus wie auf den perfekten digitalen Bildern. 

Die Vorstellungskraft der meisten Interessent:innen ist nicht so weit entwickelt, dass sie sich wirklich vorstellen können, wie es einmal sein könnte. Die Immobilie erscheint dann weniger attraktiv und die Kaufwahrscheinlichkeit sinkt.

Virtuelles Home Staging: Nachteil eingeschränkte Individualität

Ein weiterer großer Nachteil ist für mich die eingeschränkte Individualität. Virtuelles Home Staging basiert auf vorgefertigten, digitalen Möbeln und Dekorationen, deren virtueller Bestand und Elemente begrenzt sind. Dies kann dazu führen, dass verschiedene Immobilien immer gleich aussehen und somit die Einzigartigkeit und Individualität der Immobilie verloren geht. Meiner Meinung nach kann nichts genau diese Einzigartigkeit und den Wohlfühlfaktor erzeugen, wie ein echtes Home Staging.

Virtuelles Home Staging: Nachteil schlechte Umsetzung

Der dritte und nicht zu unterschätzende Nachteil des virtuellen Home Stagings ist die schlechte Umsetzung. Die virtuelle Zimmereinrichtung erfordert technische Fähigkeiten und Erfahrung mit der richtigen und geeigneten Software. Nur so kann sichergestellt werden, dass die virtuellen Elemente nahtlos und realistisch in die Bilder des Stagings integriert werden und das Ergebnis realistisch aussieht. Fehler bei der Umsetzung können zu einem mangelhaften Ergebnis führen und das Vertrauen eines Interessent:in beeinträchtigen. Vor allem bei hochpreisigen Immobilien wird eine schlechte Umsetzung einen Interessent:in eher negativ beeinflussen.

Ein virtuelles Home Staging als Home Stager:in selbst erstellen und anbieten?

Nachdem Du nun alle Fakten eines virtuellen Home Stagings kennst, wirst Du Dich jetzt vielleicht fragen, ob Du als Home Stager:in selbst virtuelles Home Staging anbieten solltest. Das würde ich Dir nur bei Projekten empfehlen, bei denen Du wirklich vollkommen hinter der Sache stehst. 

Mögliche Projekte, die hier in Frage kommen, sind zum Beispiel Neubauprojekte oder Interior Design Projekte, bei denen es darum geht, das fertige Endergebnis Deines Konzeptes zu präsentieren.

Was Du unbedingt beachten solltest, ist, welche Software Du dann dafür nutzt. Software, die einfach zu bedienen ist, liefert meistens nicht das gewünschte Ergebnis. Wenn Du ein möglichst realistisches Ergebnis haben möchtest, solltest Du Dich für ein etwas anspruchsvolleres Programm entscheiden, das nicht so einfach zu bedienen ist. Außerdem ist es in den meisten Fällen auch teurer und stellt hohe Anforderungen an die Hardware, was die Rechenleistung beim Rendern betrifft.

Wenn Du Dich technisch fit fühlst, dann kann ein virtuelles Home Staging Dein Portfolio auf jeden Fall bereichern. Aber überlege Dir wirklich, wann Du es einsetzt!

Ich persönlich stehe nicht dahinter, eine virtuelle Einrichtung von Immobilien für den Verkauf von Bestandsimmobilien einzusetzen und biete es daher auch meinen Kund:innen nicht an. 

Wenn Du Dich für ein virtuelles Home Staging entscheidest, dann mach es wirklich nur selbst, wenn Du Dich mit der Software sehr gut auskennst. Ansonsten würde ich Dir empfehlen, jemanden damit zu beauftragen.

Abschließend möchte ich noch einen letzten Gedanken mit Dir teilen. Die technische Entwicklung gerade in diesem Bereich ist durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) so rasant und entwickelt sich weiter, dass es für mich fraglich ist, ob man da wirklich mithalten kann. Immer mehr Aufgaben können von KI übernommen werden und somit viel günstiger angeboten werden.

 

Das musst Du Dir merken 

• • Virtuelles Home Staging ist ein nicht reales Staging mithilfe einer speziellen Software
  • Vorteile eines virtuellen Home Staging: 
    • Geringe Kosten
    • Flexibilität
    • Machbarkeit 
  • Nachteile eines virtuellen Home Staging
    • Enttäuschung
    • Eingeschränkte Individualität
    • Schlechte Umsetzung
  • Nutze virtuelles Home Staging als Home Stager:in nur, wenn Du voll dahinter stehst und auch die Software gut beherrschst. Überlege Dir auch immer gut, für welchen Zweck Du eine virtuelles Staging für Immobilien nutzt und wo es wirklich passt. 

 

Die Zukunft von Home Staging: Warum virtuell alleine nicht genügt

Selbst das beste, schönste und wirklich fehlerfreie virtuelle Home Staging kann das analoge Erlebnis nicht ersetzen. Aber genau das macht Home Staging aus.

Wir als Home Stager:innen wollen den Interessent:innen vor Ort die Möglichkeit geben, sich in ihr neues Zuhause einzufühlen, es zu erleben und auch wirklich zu fühlen. 

Virtuelles Home Staging kann ein tolles Werkzeug sein, aber für andere Zwecke als für ein reines Home Staging. Wie zum Beispiel ReDesign, die Konzeptionsphase einer neuen Immobilie oder aber zur reinen Beratung von Interessent:innen.

Aber wer weiß, wohin sich die Technik noch entwickeln wird. Für den Moment bleibe ich aber dabei: Nur ein reales Home Staging bringt den gewünschten Erfolg!

 

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